Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

„Luzifer-Amor“ zur Sexualwissenschaft und Psychoanalyse

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Im Oktober 2023 ist die neueste Ausgabe der Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse Luzifer-Amor (Heft 72) erschienen, die sich den Gemeinsamkeiten, Verflechtungen und Differenzen zwischen Sexualwissenschaft und Psychoanalyse widmet. Beide Disziplinen entstanden als neue Denkstile an der Schwelle zum 20. Jahrhundert vornehmlich im deutschsprachigen Raum, und die Mehrheit ihrer Protagonist*innen war hier wie dort jüdischer Herkunft. Insbesondere in Hinblick auf die Homosexualität zeigten sich bereits früh erhebliche Unterschiede zwischen den Disziplinen, die zu Abgrenzungsbewegungen führten und bis heute auf unterschiedlichen Wegen und in unterschiedlichem Maß überwunden werden konnten.

Autor*innen wie Kevin Dubout, Veronika Fuechtner, Richard Kühl, Birgit Lang, Heiko Stoff, Katie Sutton und Raimund Wolfert gehen in ihren Beiträgen für Luzifer-Amor je eigenen Fragestellungen nach. Sie eröffnen globale Perspektiven auf Sigmund Freud, zeigen die (Ver-) Handlungsräume von Sexualwissenschaft und Psychoanalyse im englischsprachigen Raum der Zwischenkriegszeit auf, beschäftigen sich mit der Sexualhormonforschung à la Eugen Steinach und Theorien zu sexualisierter Gewalt im Zuge des Ersten Weltkriegs bzw. gehen der Rezeption der Psychoanalyse durch Eugen Wilhelm (Numa Praetorius) im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen sowie der Frage nach, wie nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum versucht wurde, an die aufklärerischen und sexualemanzipatorischen Traditionen von vor 1933 anzuknüpfen und an Magnus Hirschfeld zu erinnern. Mehrere „kleine Mitteilungen“, etwa zu Franz Brentano und Kurt R. Eissler, runden die Beiträge des Heftes ab.

Herausgegeben wurde die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Luzifer-Amor, die sich nunmehr im 36. Jahrgang befindet, von Rainer Herrn.