Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Veröffentlichungen / Publications

„Luzifer-Amor“ zur Sexualwissenschaft und Psychoanalyse

Im Oktober 2023 ist die neueste Ausgabe der Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse Luzifer-Amor (Heft 72) erschienen, die sich den Gemeinsamkeiten, Verflechtungen und Differenzen zwischen Sexualwissenschaft und Psychoanalyse widmet. Beide Disziplinen entstanden als neue Denkstile an der Schwelle zum 20. Jahrhundert vornehmlich im deutschsprachigen Raum, und die Mehrheit ihrer Protagonist*innen war hier wie dort jüdischer Herkunft. Insbesondere in Hinblick auf die Homosexualität zeigten sich bereits früh erhebliche Unterschiede zwischen den Disziplinen, die zu Abgrenzungsbewegungen führten und bis heute auf unterschiedlichen Wegen und in unterschiedlichem Maß überwunden werden konnten.

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Richard Kühl: Der große Krieg der Triebe

Kein Krieg wurde sexualwissenschaftlich so intensiv erforscht wie der „Große Krieg” von 1914 bis 1918. Er fiel in eine Phase, als die „Entdeckung” des Unbewussten und die Begründung der Sexualwissenschaft als interdisziplinäres Fach erst wenige Jahre zurücklagen. Richard Kühl untersucht, wie die neuen Expert*innen im Kriegsraum ein regelrechtes Laboratorium der Triebe vorfanden und sich noch bis in die 1920er Jahre hinein mit den sozialen und kulturellen Kriegsfolgen kontrovers auseinandersetzten. Seine Analysen reichen bis in die Zeit um 1930, in der Sexolog*innen wie Magnus Hirschfeld in der „umkämpften Erinnerung” an die Materialschlachten auf eine Weise mitmischten, die das gesamte politische Spektrum beschäftigte.

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Andrej Seuss: Der Vice-Malik

Für Magnus Hirschfeld war der Schriftsteller und Theaterkritiker Hans-Adalbert von Maltzahn (1894–1934) ein „liebreizender und liebevoller Mensch“. Als Maltzahn in seiner Wahlheimat Frankreich und nicht „in dem großen Konzentrationslager Deutschland“ starb, widmete Hirschfeld dem Freund, den er Mitte der 1910er Jahre kennen gelernt hatte, einen berührenden Nachruf. Else Lasker-Schüler (1869–1945) schrieb wenige Monate später in einem nicht weniger berührenden Brief: „Hans-Adalbert von Maltzahn is not more here – but im Himmel. Er war mir treu wie ein Bruder.“ Über Hans-Adalbert von Maltzahn hat Andrej Seuss jetzt eine profunde Biografie vorgelegt. Er entreißt damit den Weggefährten vieler Künstler und Intellektueller der Zwischenkriegszeit dem Vergessen und eröffnet ein neues und spannendes Kapitel der Exilforschung.

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Hugo Marcus: Einer sucht den Freund

Mit Magnus Hirschfeld spazierte er durch den Tiergarten, mit Kurt Hiller war er über Jahrzehnte befreundet: der Schriftsteller Hugo „Hamid“ Marcus (1880–1966). Aus einer jüdischen Industriellenfamilie in Posen (heute Poznań, Polen) stammend, studierte Marcus in Berlin Philosophie, konvertierte Anfang der 1920er Jahre zum Islam und wirkte an der ersten Koran-Übersetzung ins Deutsche mit. Von den Nazis als Jude gestempelt, gelang ihm 1939 die Ausreise in die Schweiz, wo er unter dem Pseudonym „Hans Alienus“ nach 1945 mehrfach als Autor in der Zeitschrift Der Kreis vertreten war.

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Kurt Hiller: § 175: Die Schmach des Jahrhunderts (Reprint)

Allein für das Erscheinungsjahr des Buchs (1922) verzeichnet eine Statistik des Deutschen Reichs 499 rechtskräftige Verurteilungen wegen sogenannter „Vergehen“ gegen den § 175 RStGB – Tendenz steigend. 1925 sind es bereits 1107. Über die NS-Zeit und die ersten zwei Jahrzehnte der jungen Bundesrepublik Deutschland hinweg bewies der Paragraf traurige Kontinuität. Der Schriftsteller, bekannte Autor der Weltbühne und promovierte Jurist Kurt Hiller (1885–1972) setzte mit seinem „Schmach-Buch“ Zeichen, indem er Tabus brach und mit Vorurteilen aufräumte.

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Queer Jewish Lives Between Central Europe and Mandatory Palestine

Als queere jüdische Menschen in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts von Mitteleuropa in den Nahen Osten migrierten, trugen sie zur Schaffung einer neuen queeren Kultur und Gemeinschaft in Palästina bei. Dieser Band in englischer Sprache bietet die erste Sammlung von Studien über queeres jüdisches Leben zwischen Mitteleuropa und dem Mandatsgebiet Palästina. Während der erste Teil des Buches queere Geografien vorstellt, darunter Deutschland, Österreich, Polen und Palästina, werden im zweiten Teil queere Biografien zwischen Europa und Palästina vorgestellt, unter ihnen der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868–1935), der Schriftsteller Hugo Marcus (1880–1966) und die Künstlerin Annie Neumann (1906–1955).

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N.O. Body: Aus eines Mannes Mädchenjahren

Mit seiner 1907 unter dem Pseudonym „N.O. Body” veröffentlichten Autobiographie gewährte Karl M. Baer erstmals einen Einblick in das Aufwachsen im falschen Geschlecht. Es gibt bis heute kein vergleichbar belegtes Ego-Dokument, an dem sich sowohl der individuelle als auch der gesellschaftliche, medizinische und juristische Umgang mit uneindeutigem Geschlecht um 1900 ablesen lässt. Die Aufzeichnungen „N.O. Bodys” gelten bis heute als Standardwerk in den Gender Studies. Das Buch Aus eines Mannes Mädchenjahren liefert einen wichtigen Beitrag zur Gender- und Identitätsgeschichte, der auf die aktuelle Debatte um die Dritte Option Bezug nimmt und sie historisch unterfüttert.

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Dinge und Sexualitäten. Körperpraktiken im 20. und 21. Jahrhundert

Dinge und Sexualitäten sind insbesondere im Zwanzigsten und Einundzwanzigsten Jahr­hundert untrennbar miteinander verbunden – angefangen bei der Verhütung von Krank­heiten und Schwan­ger­schaften über die Ermög­lichung sexueller Inter­aktionen bis hin zur Stimulation. Doch welche konkreten Praktiken verbinden sich mit dem Gebrauch dieser Dinge, für welche Funktionen sind sie vorgesehen, und inwiefern werden sie von ihren Nutzer:innen letztlich doch eigensinnig angeeignet?

Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden verfügt über einen bedeutenden Bestand an Alltags­objekten, die mit Sexualität assoziiert werden können. Dieser wurde neu erschlossen, beforscht und erweitert und wird hier in Form eines Katalogs vorgestellt.

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James Steakley: Magnus Hirschfeld. Ein Schriftenverzeichnis

Im Jahr 1985 veröffentlichte James Steakley in einem schmalen Heft „The Writings of Dr. Magnus Hirschfeld“. Seitdem ist die Zahl der aufgefundenen Schriften Hirschfelds enorm angewachsen. Steakley hat sie neu gesichtet, Verbindungen hergestellt und Querbezüge aufgezeigt. Zahlreiche kurze Zitate aus Büchern, Aufsätzen und Berichten veranschaulichen Hirschfelds Denken, seine Sprache und seine Argumentationsweise. Entstanden ist so eine Bibliographie, die zum Lesen und Stöbern einlädt. Komplett enthalten ist auch die „Autobiographische Skizze”, die Hirschfeld kurz vor seinem Tod auf Englisch verfasste und in der er nicht nur sein Lebenswerk beschreibt, sondern auch auf viele seiner Veröffentlichungen zu sprechen kommt.

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Die Arolsen Archives zur „Pride Season" 2021

Während der diesjährigen „Pride Season“ setzen auch die Arolsen Archives (International Center on Nazi Persecution) Zeichen – auf Englisch und auf Deutsch. In ihrem Internetauftritt gewähren sie Einblicke in die Geschichte der Verfolgung „queerer“ Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus. Hier gibt es Interviews etwa mit den polnischen Historikerinnen Joanna Ostrowska und Joanna Talewicz-Kwiatkowska, und in gesonderten Artikeln geht es unter anderem um Rudolf Brazda, Roman Igler, Alice Carlé und Eva Siewert sowie Ruth Maier und Gunvor Hofmo. Mit den Texten tragen die Arolsen Archives zur Aufklärung bei und setzen sich für Vielfalt und Toleranz ein.

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Otto Martin Møllers Pionierroman „Nina“

Ist Nina von Hohenfels die erste lesbische Hauptfigur eines Romans weltweit, fragt der junge dänische Verlag Ti Vilde Heste seit kurzem auf seiner Webseite. Anlass ist die Neuausgabe des Romans Nina von Otto Martin Møller, fast 140 Jahre nach seinem Ersterscheinen im Jahr 1883. Der dänische Literaturwissenschaftler Dag Heede hat ein informatives Vorwort über Nina geschrieben. In ihm geht er auf die Romanhandlung, die Charakterzeichnung der zwei Hauptfiguren Nina und Otto sowie die kulturhistorische Bedeutung des Werks von Otto Martin Møller ein, das nicht nur in Dänemark lange dem Vergessen anheimgefallen war. Heede streift dabei auch die Geschichte der Wiederentdeckung des Buches. Gefunden wurden die ersten Hinweise auf die Existenz von Nina 2014 in Berlin – im Archiv der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft.

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Magnus Hirschfeld – Rezeption in Norwegen

In einem Artikel für den Internetauftritt des Queeren Archivs (Skeivt Arkiv) im norwegischen Bergen hat sich Stian Hårstad, Professor für nordische Sprachwissenschaft an der Universität in Trondheim (NTNU), mit Magnus Hirschfeld beschäftigt. Hårstad folgt den Spuren, die Hirschfeld in norwegischen Tageszeitungen und Zeitschriften in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts hinterlassen hat (Anlass der Erstnennung 1903 waren Artikel über Alma de Paradeda, die „männliche Braut“ aus Breslau/Wrocław), und kommt zu dem Schluss, dass Hirschfelds Name damals vielen norwegischen Lesern ein Begriff war.

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Magnus Hirschfeld – Pionier der Sexualforschung

Magnus Hirschfeld

Magnus Hirschfeld eröffnete 1919 das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, dem damaligen Zentrum homosexuellen Lebens. 1933 wurde das Institut von Nationalsozialisten geplündert. Ihnen war Hirschfeld dreimal verhasst: als Sozialist, Jude und Homosexueller. 1935 starb Hirschfeld an seinem 67. Geburtstag in Nizza. Hirschfeld-Zitate wie „Die Begriffe übernatürlich, unnatürlich und widernatürlich sind Zeichen mangelnder Naturerkenntnis“ oder „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“ haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren.

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Making Gay History – Season Four – Magnus Hirschfeld

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On the occasion of Magnus Hirschfeld’s 150th birthday in May 2018, Eric Marcus traveled to Germany to find out more about this early champion of LGBTQ civil rights. Eric found a story of queer resistance, resilience, and a fascinating mystery involving a suitcase and a mask.

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Heike Bauer: The Hirschfeld Archives

Influential sexologist and activist Magnus Hirschfeld founded Berlin’s Institute of Sexual Sciences in 1919 as a home and workplace to study homosexual rights activism and support transgender people. It was destroyed by the Nazis in 1933. This episode in history prompted Heike Bauer to ask, Is violence an intrinsic part of modern queer culture?

The Hirschfeld Archives answers this critical question by examining the violence that shaped queer existence in the first part of the twentieth century.

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Science Friday Podcast: Born This Gay

At the turn of the 20th century, a German doctor sets out to prove that homosexuality is rooted in biology – but his research has consequences he never intended.

Written by Lauren Young, published on May 23, 2017

In pre-Nazi Germany, a doctor named Magnus Hirschfeld sets out to take down Paragraph 175, a law against “unnatural fornication” between men. Hirschfeld’s plan is to scientifically prove that homosexuality is natural, and that lesbians and gay men might be born gay – but his idea ends up falling into the wrong hands.

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Gender and Black Revolutionaries

Ein Film von Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule in Berlin als Beitrag zum Queer History und Black History Month 2017

Queer History Month im Februar? Ist da nicht auch Black History Month? Für die Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule war daher klar: Ein Projekt mit ihnen soll beides berücksichtigen – schwarze und queere Geschichte in Berlin. Die Grundidee war geboren. Im Rahmen einer Kick-Off-Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit Giuseppina Lettieri und Tino Kandal vom Projekt Diversity Box aus der Idee ein Projekt für den Queer History Month 2017.

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