Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Lida Wolkowa, Dr. med., Choreographin

geb. 22.7.1897 (Sofia, Bulgarien) gest. 1943 (Ort nicht belegt)

Zur Biografie

Über Lida (auch Lidia bzw. Lydia) Wolkowa ist heute nur wenig bekannt. Belegt ist, dass sie am 22. Juli 1897 als Tochter eines Professors in Sofia (Bulgarien) geboren wurde. Als Namen ihres Vaters gab sie in ihrer Dissertation „A. Wolkoff” an, über ihre Mutter teilte sie hier nichts mit. Nach dem Besuch des Mädchengymnasiums studierte Lida Wolkowa zunächst ein Jahr Philosophie in ihrer Heimatstadt. 1916 ging sie in die Schweiz und von dort aus nach Deutschland, um Medizin zu studieren. Sie besuchte die Universitäten in Bern, Würzburg, Frankfurt am Main und Berlin.

Ihr Physikum legte Lida Wolkowa in Würzburg ab. Anschließend beschäftigte sie sich mit Psychiatrie und legte 1923 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin ihre Dissertation unter dem Titel „Beitrag zum Zusammenhang zwischen schizophrenem Erleben und spiritistischem Weltbild” vor. Wohl im Rahmen der Arbeit an dieser Dissertation wandte sich Lida Wolkowa an das Institut für Sexualwissenschaft, und um diese Zeit wurde sie vorübergehend Mitarbeiterin Arthur Kronfelds, dem sie in ihrer Dissertation explizit für die Überlassung des behandelten Falles, weitere Materialien und Anregungen dankte.

Es scheint, nach ihrer Promotion hat sich Lida Wolkowa weniger mit medizinischen und psychiatrischen Fragen beschäftigt, sondern sich vielmehr als Choreographin, Ballettmeisterin und Solotänzerin einen Namen gemacht. Sie wurde zunächst am Nationalheater in Mannheim tätig und wechselte 1926 von dort an das Ostpreußische Landestheater in Königsberg (heute Kaliningrad, Russland), um anschließend an das Theater der Stadt Münster zu gehen. Sie galt als Choreographin als der deutschen Moderne verpflichtet.

Um 1932 muss Lida Wolkowa Deutschland verlassen haben. Zwei Jahre später war sie an der bulgarischen Staatsoper in Sofia angestellt und vertrat an der dortigen Musikakademie das Fach für Bewegungskunst. Anfang bzw. Mitte der 1930er Jahre hat Lida Wolkowa auch einen serbischen Arzt namens Besevic geheiratet. Denn in der bulgarischen Tagespresse wurde sie oft als Lidia Wolkowa-Besevic erwähnt, während sie in der deutschsprachigen Presse von Ende der 1920er Jahre in der Regel als „Fräulein” tituliert wurde. Lida Wolkowa-Besevic starb 1943, der genaue Zeitpunkt und Ort ihres Todes hat sich aber noch nicht ermitteln lassen.

Weiterführende Literatur

Anonym (1934): Münsterländischer Organist dirigiert an der bulgarischen Staatsoper, in: Stadtanzeiger für Castrop-Rauxel und Umgebung, 3.9.1934, [S. 10].

Kuhn, Ernst. Hrsg. (1992): Alexander Borodin. Sein Leben, seine Musik, seine Schriften (Musik konkret, 2). Berlin: Ernst Kuhn, S. 423.

Popov, Teodor (2000): Otnovo za nemskija svoboden izrazen tanc [Nochmals über den deutschen freien Ausdruckstanz; bulgarisch]. Sofia: RIK-I-S, S. 15.

Wolkowa, [Lida] (1923): Beitrag zum Zusammenhang zwischen schizophrenem Erleben und spiritistischem Weltbild. Berlin, Med. Diss. vom 14. August 1923.

Ein Auszug aus der Dissertation Lida Wolkowas erschien im Jahrbuch der Dissertationen der Medizinischen Fakultät Berlin, 1925, S. 224-227.