Max Tischler, Dr. med., Arzt
Zur Biografie
Max Tischler wurde 1876 in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Levy Tischler und dessen Frau Amalie geb. Goetz. Er hatte mindestens eine Schwester und zwei Brüder, von denen einer wie er auch Arzt wurde.
Max Tischler studierte in Berlin, legte seine medizinische Dissertation über „multiple symmetrische Lipome” aber 1906 an der Universität in Leipzig vor. Zwei Jahre später war er in Charlottenburg gemeldet, und spätestens um diese Zeit muss er in Kontakt mit Magnus Hirschfeld und dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) getreten sein. Um diese Zeit übernahm er die Praxis seines kurz zuvor verstorbenen Berufskollegen Alfred Lubowski (1874–1907) in der Charlottenburger Danckelmannstraße 61, der wie Tischler jüdischer Herkunft war und sich ebenfalls im WhK betätigt hatte. Ende 1908 wurde Tischler zum Schriftführer der Organisation gewählt, und bis zu seinem frühen Tod 1919 behielt er eine Stellung als Vorstandsmitglied des WhK bei.
Max Tischler betrieb zeitweise eine ärztliche Praxis zusammen mit Magnus Hirschfeld in der Berliner Straße 121 in Charlottenburg (bei Berlin) und arbeitete 1909 neben anderen an der von Hirschfeld initiierten Neuauflage des Psychobiologischen Fragebogens mit. Er wurde 1910 zum Obmann des WhK gewählt. Max Tischler war ab März 1908 verheiratet und wurde Vater von zwei Töchtern, die 1909 und 1913 geboren wurden.
Im Ersten Weltkrieg kam Max Tischler vorübergehend als Arzt zum Einsatz, unbekannt ist aber, wo. Im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen (JfsZ) hieß es 1918, Tischler sei „krank aus dem Felde zurückgekehrt” und bedürfe „äußerster Schonung”. Nach seinem Tod gab das WhK bekannt, er sei nach „langem, im Kriege erworbenen Leiden” verstorben. Max Tischler schied am 20. Juli 1919 im Alter von nur 43 Jahren durch Selbstmord aus dem Leben.
Alle drei namentlich bekannten Geschwister Max Tischlers wurden im Lauf des Jahres 1942 von Berlin aus in nationalsozialistische Lager deportiert und dort ermordet. Max Tischlers Witwe, die eine Tochter deutsch-jüdischer Auswanderer aus dem Raum Posen (Poznań) und gebürtige Amerikanerin war, konnte noch Ende der 1930er Jahre in die USA zurückkehren. Die Töchter wanderten 1934 bzw. 1936 nach Palästina aus, wo sie Familien gründeten.
Gedenken
Der Grabstein Max Tischlers auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee (Feld E, Abt. V. Reihe 27) wurde auf Initiative der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 2015 restauriert.
Weiterführende Literatur
Wolfert, Raimund (2014): Max Tischler (1876–1919), eine biographische Skizze, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 50/51, S. 89-91.
Wolfert, Raimund (2015): Nachrichten aus Israel. Max Tischler „reloaded“, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld- Gesellschaft Nr. 53, S. 50-52.
Wolfert, Raimund (2020): Berliński nagrobek. Ścieżki życia, które wiodą z Dobrzycy do Izraela, in: Miasteczko Poznań. Pismo społeczno-kulturalne 2020, Nr. 1, S. 64-73.