Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Mathilde Lange, Schriftstellerin

Zur Biografie

Über Mathilde Lange ist kaum etwas bekannt. Als der spätere russisch-mexikanische Soziologe Siegfried Joseph Askinasy (1880–1939) am 18. Februar 1907 im Altstädter Hof, dem Versammlungslokal des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK), über „Das Problem der Geschlechter. Umriss einer Philosophie des Sexuellen“ sprach, wurde der Abend durch Gedichtvorträge von „Fräulein“ S. Birk und Mathilde Lange ausgefüllt. Askinasy war um jene Zeit Student der Philosophie an der Universität in Leipzig. Über S. Birk liegen keine weiteren Angaben vor, der Bezeichnung „Fräulein“ zufolge war sie ledig. Mathilde Lange hingegen war verheiratet, ihr Geburtsname lautete von Lüderitz. Sie scheint schon etwas älter gewesen zu sein, da sie bereits 1882 unter ihrem Ehenamen einen Gedichtband mit dem Titel „Immergrün“ veröffentlicht hatte. Dieses Buch befand sich auch in der frühen WhK-Bibliothek, es wurde im Katalog 1906 unter der Notation „Lange, Tilde: Immergrün (Gedichte)“ geführt. Heute scheint von diesem Buch kein Exemplar mehr erhalten zu sein.

Gänzlich unbekannt ist auch, ob, und wenn ja, in welcher Beziehung Mathilde Lange zu dem Breslauer und später Berliner Spielleiter und Theaterschriftsteller Oskar Lange-Lüderitz (?–1935) stand, der nach 1920 das Kindertheater „Märchenbühne Lange-Lüderitz“ gründete und fortan leitete. Oskar Lange-Lüderitz war offenbar homosexuell und führte mit seiner Frau Frieda eine Scheinehe. Frieda Lange-Lüderitz leitete die Märchenbühne nach dem Tod ihres Mannes noch 1957.

Weiterführende Literatur

Anonym [1906]: Katalog der Bibliothek des Wissenschaftlich-Humanitären Komités. Charlottenburg: Fänger & Heimann [Drucker], S. 13.

Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1958 (Jg. 66). Herausgegeben von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. Hamburg: Bühnenschriften-Vertriebs GmbH, S. 159.

Hergemöller, Bernd-Ulrich (2010): Lange-Lüderitz, Oscar, in ders. (Hrsg.): Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum (Bd. 1: A–Ras). Berlin/Münster: Lit-Verlag, S. 722.

Monatsbericht des Wissenschaftlich-humanitären Komitees, 1.3.1907 (Jg. 6, Nr. 3), S. 43.

Pataky, Sophie (2014): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Vollständiger Neusatz beider Bände in einem Buch. Vollst. Neuausgabe, hrgg. von Karl-Maria Guth [ursprüngl. 1898]. Berlin: Hofenberg, S. 344 (im Original online hier).