Institut für Sexualwissenschaft (1919-1933)eine Online-Ausstellung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Sexuelle Zwischenstufen

vergrößern

Zur Bestimmung des sexuellen “Individualtypus” eines jeden Menschen zwischen den beiden Polen “Vollmann” und “Vollweib” zieht Hirschfeld eine ganze Reihe von Eigenschaften heran, die er – “der Übersichtlichkeit halber” – in vier Gruppen anordnet:

  1. die Geschlechtsorgane,
  2. die sonstigen körperlichen Eigenschaften,
  3. der Geschlechtstrieb,
  4. die sonstigen seelischen Eigenschaften.

Bei jedem Individuum sind diese Eigenschaftsbereiche in unterschiedlichen Kombinationen und Abstufungen eher “männlich” oder “weiblich” ausgeprägt, und es gibt “sexuelle Zwischenstufen” in verschiedenen Formen, die sich den vier Gruppen weitgehend zuordnen lassen. Hirschfeld fasst z.B. Bisexualität als eine Zwischenstufe des Geschlechtstriebs auf und Transvestitismus als eine Zwischenstufe “sonstiger seelischer Eigenschaften”.
Auf einer großen Bilderwand [1] im Institutsarchiv sind zahlreiche “Exemplare” verschiedener sexueller Zwischenstufen abgebildet.

(Auf den folgenden 10 Texttafeln werden die einzelnen Zwischenstufen vorgestellt. Nach diesen Texttafeln ist eine Rekonstruktion der Bilderwand “Sexuelle Zwischenstufen” zu sehen.)

Hirschfeld rechnet die Anzahl der möglichen Sexualtypen aus:

m m + w w

316 = 43 046 721 Sexualtypen

Wenn man voraussetze, dass die vier Eigenschaftsgruppen drei Ausprägungen haben können – nämlich “m” (männlich), “w” (weiblich) oder “m+w” (gemischtgeschlechtlich) -, dann ergäben sich bereits 34 = 81 Kombinationen von Geschlechtscharakteren. Diese Zahl sei jedoch noch viel zu klein, denn jede der vier Hauptgruppen ließe sich mit Leichtigkeit in vier Untergruppen einteilen, z.B. die Geschlechtsorgane in einzelne Körperabschnitte und der Geschlechtstrieb in “Triebrichtung, Annäherungsart, Triebart und Betätigungsart”. Bei 4×4=16 solchen Elementen, die “irgendwie in jedem Individuum vorhanden” seien, mit 3 möglichen Ausprägungen erhalte man die Zahl von “ 316 oder 43 046 721 Sexualtypen”.

“Diese ungeheure Zahl könnte zunächst überraschen, da sie etwa schon den vierzigsten Teil der Gesamtzahl aller auf der Erde lebenden Menschen beträgt (diese Zahl 1800 Millionen gerechnet), aber bei genauerem Nachdenken wird sie nicht nur verständlich, sondern als viel zu klein zu erachten sein, da wir beobachten, daß kein Mensch einem anderen vollkommen gleicht.” (Hirschfeld 1926)

Sexuelle Zwischenstufen
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Sexuelle Zwischenstufen

vergrößern

Zur Bestimmung des sexuellen “Individualtypus” eines jeden Menschen zwischen den beiden Polen “Vollmann” und “Vollweib” zieht Hirschfeld eine ganze Reihe von Eigenschaften heran, die er – “der Übersichtlichkeit halber” – in vier Gruppen anordnet:

  1. die Geschlechtsorgane,
  2. die sonstigen körperlichen Eigenschaften,
  3. der Geschlechtstrieb,
  4. die sonstigen seelischen Eigenschaften.

Bei jedem Individuum sind diese Eigenschaftsbereiche in unterschiedlichen Kombinationen und Abstufungen eher “männlich” oder “weiblich” ausgeprägt, und es gibt “sexuelle Zwischenstufen” in verschiedenen Formen, die sich den vier Gruppen weitgehend zuordnen lassen. Hirschfeld fasst z.B. Bisexualität als eine Zwischenstufe des Geschlechtstriebs auf und Transvestitismus als eine Zwischenstufe “sonstiger seelischer Eigenschaften”.
Auf einer großen Bilderwand [1] im Institutsarchiv sind zahlreiche “Exemplare” verschiedener sexueller Zwischenstufen abgebildet.

(Auf den folgenden 10 Texttafeln werden die einzelnen Zwischenstufen vorgestellt. Nach diesen Texttafeln ist eine Rekonstruktion der Bilderwand “Sexuelle Zwischenstufen” zu sehen.)

Hirschfeld rechnet die Anzahl der möglichen Sexualtypen aus:

m m + w w

316 = 43 046 721 Sexualtypen

Wenn man voraussetze, dass die vier Eigenschaftsgruppen drei Ausprägungen haben können – nämlich “m” (männlich), “w” (weiblich) oder “m+w” (gemischtgeschlechtlich) -, dann ergäben sich bereits 34 = 81 Kombinationen von Geschlechtscharakteren. Diese Zahl sei jedoch noch viel zu klein, denn jede der vier Hauptgruppen ließe sich mit Leichtigkeit in vier Untergruppen einteilen, z.B. die Geschlechtsorgane in einzelne Körperabschnitte und der Geschlechtstrieb in “Triebrichtung, Annäherungsart, Triebart und Betätigungsart”. Bei 4×4=16 solchen Elementen, die “irgendwie in jedem Individuum vorhanden” seien, mit 3 möglichen Ausprägungen erhalte man die Zahl von “ 316 oder 43 046 721 Sexualtypen”.

“Diese ungeheure Zahl könnte zunächst überraschen, da sie etwa schon den vierzigsten Teil der Gesamtzahl aller auf der Erde lebenden Menschen beträgt (diese Zahl 1800 Millionen gerechnet), aber bei genauerem Nachdenken wird sie nicht nur verständlich, sondern als viel zu klein zu erachten sein, da wir beobachten, daß kein Mensch einem anderen vollkommen gleicht.” (Hirschfeld 1926)