Ehetauglichkeit und Empfängnisverhütung
Eine eigene Abteilung für Eheberatung gibt es im Institut erst ab 1922/23: die “Eugenische Abteilung für Mutter und Kind”. Ihr Leiter ist zunächst Hans Graaz. Nach ungefähr einem Jahr übernimmt Hans Kreiselmaier die Abteilung, Max Hodann wird um 1925/26 sein Nachfolger. Nach dessen Ausscheiden aus dem Institut 1929/30 leitet Ludwig Levy-Lenz die Sexualberatungsstelle bis zur Zerstörung des Instituts. Für Graphologie und Stammbaumforschung sind Hilfsstellen in der Abteilung eingerichtet.
Die Klientel der Ehe- und Sexualberatung verteilt sich auf die drei großen Bereiche: Ehetauglichkeitsuntersuchungen, Eheprobleme (körperliche und seelische Unstimmigkeiten 3 , Unfruchtbarkeit), Trennungs- und Scheidungsprobleme.
Im Zusammenhang der Beratung von “Ehebewerbern” wird erstmals erwähnt, dass es auch um Fragen der Empfängnisverhütung wegen schlechter Lebens- und Wohnverhältnisse gehe. Die Motivation der beratenden Ärzte trifft hier auf die zum Teil völlig anders gelagerte Motivation der Ratsuchenden. Geht es den Ärzten um die Gesundheit der Klientel und deren Nachkommenschaft (siehe Eugenik) 1 2 , sind die Ratsuchenden vor allem an einfachen und billigen Verhütungsmethoden und -mitteln interessiert 4 5 . Zu Zeiten Max Hodanns scheint sich die Sexualberatung sogar zu 90% auf Fragen der Empfängnisverhütung konzentriert zu haben.