Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Buchpräsentation "NS-Opfer unter Vorbehalt. Homosexuelle Männer in Berlin nach 1945"

Bürgermeister Klaus Wowereit stellt Berliner Studie vor

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Es ist die erste wissenschaftliche Studie, die sich mit dem Schicksal verfolgter Homosexueller nach dem Ende der NS-Diktatur befaßt. Anhand von Fallstudien haben die Autoren die vergeblichen Bemühungen um strafrechtliche Rehabilitierung und Entschädigung sowie den Kampf gegen das weitergeltende Strafrecht verdeutlicht. Für die Verfolgten war die Verfolgung nicht zu Ende. Mit den Worten, “Die Hitlerei vernichtet mich erst jetzt …” brachte der Jurist Dr. Kurt Gudell seine Wut und Verzweifelung zum Ausdruck, als Opfer der Homosexuellenverfolgung weiterhin ausgegrenzt, diffamiert und abgewiesen zu werden.

Eine Veranstaltung des Landesarchivs Berlin, des Aktionsbündnisses MAGNUS-HIRSCHFELD-STIFTUNG und des Schwulen Museums in Berlin mit Unterstützung des LIT-Verlags Münster

Es sprachen:

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin
Prof. Dr. Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin
Dr. Jürgen Wetzel, Direktor des Landesarchivs Berlin
Andreas Pretzel, Kulturwissenschaftler, Herausgeber der Studie
Ralf Dose, Aktionsbündnis MAGNUS-HIRSCHFELD-STIFTUNG

Stimmen zur Buchvorstellung am 25. Juni 2003 im Landesarchiv Berlin

Prof. Wolfgang Benz, Historiker, TU Berlin Zentrum für Antisemitismusforschung
“Es geht um Homosexuelle, ihre Erfahrungen, ihr schwieriges Leben in den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik. Exemplifiziert in doppelter Weise, zeitlich in der Adenauer-Ära, geographisch in Berlin, leisten die Untersuchungen einen notwendigen Beitrag zur Sozialgeschichte Nachkriegsdeutschlands.
Schwule als Paradigma einer randständigen Minderheit halten der Mehrheit einen Spiegel vor, der Intoleranz, Scheinheiligkeit und Aggression in ganz erschreckender Dimension zeigt.”

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin “Wenn ich versuche, mich in die Haut eines Historikers zu versetzen, dann kann es kaum etwas Spannenderes geben, als ein Thema gefunden zu haben, das bisher von niemandem fundiert aufgearbeitet wurde, Neuland zu betreten, Pionier zu sein. Der Umgang unserer westdeutschen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg mit Homosexuellen war ein solches Thema, ein ,Blinder Fleck’ in der Forschung. Es war ein blinder Fleck und ist es nicht mehr … Ein wichtiger Anfang ist gemacht.”

Stimmen zum Buch

“Kontinuität des Unrechts bestrafte Homosexuelle doppelt … das Ergebnis der Studie: Für die Opfer war die Verfolgung nicht zu Ende” Michael Winckler in Nordkurier-Online 27. Juni 2003

“Darin wird nicht verschwiegen, dass im Falle der Homosexuellen die Bundesrepublik mitunter das Werk der Nazis vollendete.” Waltraud Schwab in TAZ 27. Juni 2003

“Die Hitlerei vernichtet mich erst jetzt… – dieses Zitat von Dr. Kurt Gudell aus dem Jahre 1952 könnte gut der Untertitel der Studie sein. Ein Jahr zuvor erklärte der Bundesgerichtshof das von den Nazis verschärfte Homosexuellengesetz für weiterhin gültig.” Diane Schöppe in Siegessäule. Juli 2003