Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Neuzugang: Zwei echte Ebel

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Unsere Ausstellung zu Toni Ebel im Sonntags-Club ist mittlerweile Geschichte, aber zum Glück eine, die weitergeht. Drei Tage, nachdem Esra Paul Afken und Raimund Wolfert die Ausstellung abgebaut hatten, erreichte uns Anfang Februar 2023 die aufregende Nachricht einer Person, die im Besitz eines Originalgemäldes von Toni Ebel war. Besser gesagt, im Besitz von zwei Gemälden, denn das Bild auf Holz ist beidseitig bemalt. Die Person hatte es vor sechs Jahren in Lindenberg, zwischen Buch und Ahrensfelde gelegen, am Straßenrand gefunden. Zusammen mit ein paar anderen ausrangierten Sachen stand es neben einem Altkleidercontainer.

Weil es signiert war, weckte das Bild Interesse, landete dann aber erst einmal im Keller, bis unsere Ausstellung im Sonntags-Club den Namen Toni Ebels wieder lebhaft in Erinnerung rief. Ein hektischer E-Mail-Wechsel folgte, und drei Tage später fand die Übergabe statt: am 60. Todestag von Charlotte Charlaque, Toni Ebels Lebenspartnerin – auf einem Schiff unweit der Berliner Friedrichstraße. So richtig nebelig war es zwar nicht, dafür lag Schnee, als das Schiff fast lautlos durchs Wasser glitt und die Anlegestelle erreichte. Ein bärtiger Kapitän stand oben am Ruder, während ein Lotse die Trosse um die Kaipoller wand. Endlich trat unsere Kontaktperson an Deck, das Losungswort „Toni Ebel“ fiel. Jetzt drehte es sich nur noch um Minuten, bis wir das Bild in Händen halten konnten. So ein Drehbuch für einen Thriller um verschollen geglaubte Kunst, Schätze aus der Vergangenheit und das Sichtbarmachen von LGBTIQA+*-Geschichte hätte sich ein/e Autor*in kaum besser ausdenken können!

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Jetzt ist die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft also im Besitz von zwei echten „Ebeln“. Die signierte Seite des Bildes ziert unzweifelhaft ein Selbstbildnis, doch was zeigt die Rückseite, die vermutlich ein Ausschnitt einer früheren, größeren Arbeit ist? Einen Mann mit gesenktem Blick – vertieft in die Arbeit? Einen Angeklagten in einem Gerichtssaal?

Der Krimi geht weiter …