Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Geschlecht – Gesellschaft – Sexualität

Die Berliner Schriften zur Sexualwissenschaft und Sexualpolitik sind im LIT-Verlag in Münster erscheinen und wurden für die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft von Ursula Ferdinand, Rainer Herrn, Andreas Pretzel und Andreas Seeck herausgegeben. Die Bände 1 bis 3 sind beim Verlag vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich.

Verqueere Wissenschaft?

Eine Tagung zu diesem Thema wurde im Sommer 1997 von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft in Verbindung mit den ‘Queerstudien’ beim Seminar für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin veranstaltet. Anlaß der Konferenz war das hundertjährige Jubiläum der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees, der weltweit ersten Organisation, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzte. Die Frage lag nahe, inwieweit dessen Emanzipationsmotto, “Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit”, tatsächlich Gültigkeit und Wirksamkeit beanspruchen konnte.

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Das malthusische Erbe

Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte von Malthus’ Bevölkerungsgesetz charakterisiert eine zweihundertjährige Veflechtung von Theorienbildung und politischer Strategie.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden in der Auseinandersetzung mit Malthus’ Werk vor dem Hintergrund des Massenelends eine Vielzahl von Bevölkerungstheorien. Unter diesen verband der Neomalthusianismus die Bevölkerungs- mit der Sozialen und Frauenfrage und revolutionierte die Sexualethik. Gegenüber der Ökonomie beanspruchten Eugeniker die Biologie als Leitwissenschaft im `Denken über die Bevölkerung’. Unter Verlust seines radikalen Emanzipationsanspruches ging der fortschrittsoptimistische Neomalthusianismus eine Synthese mit der Eugenik ein. Das bestimmte am Anfang unseres Jahrhunderts die deutsche radikalfeministische Debatte über reproduktive Rechte und Gesundheit.

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NS-Opfer unter Vorbehalt

Auf dem Titelbild: Entlassungsschein des KZ-Häftlings Max Müller

Das Dokument diente als Beweismittel für den Antrag auf Entschädigung und Anerkennung als Opfer des Faschismus. Obwohl Max Müller auch seine Häftlingsnummer mit dem roten Winkel als KZ-Kennzeichen für politisch Verfolgte vorlegte, bekam er als Homosexueller nichts und ihm wurde der Status “Opfer des Faschismus” aberkannt.
Er war nach einem Justizurteil nach § 175 StGB acht Jahre lang in Konzentrationslagern inhaftiert: Dachau, Mauthausen, Buchenwald, Sachsenhausen.
Der Entlassungsschein vom 27. April 1945 wurde nach Räumung des Konzentrationslagers Sachsenhausen während des Todesmarsches wahrscheinlich im Waldlager Below ausgestellt, wo nach Intervention von Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes eine Gruppe von reichsdeutschen Häftlingen offiziell aus der Haft entlassen wurde.

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Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit?

«Per scientiam ad justitiam» – «Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit» war ein Motto, auf das sich der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868 – 1935) immer wieder bei seinen Arbeiten bezog. Hirschfelds reformerisches und emanzipatorisches Engagement wird von kaum jemandem, der sich eingehender mit seinem Lebenswerk auseinandersetzt hat, bestritten. Aber gerade sein unerschütterlicher Glaube an eine ‘ unvoreingenommene’ Wissenschaft und deren befreiende Kraft und seine konsequente Rückführung alles Sexuellen auf eine ‘sichere’ Naturwissenschaft, die Biologie, brachten Unterströmungen mit sich, welche die aufklärerischen Ziele und Ideale zu korrumpieren drohten oder ihnen tatsächlich zuwiderliefen. Viele der in diesem Buch versammelten Aufsätze setzen sich genau damit auseinander. Aus Anlaß des zwanzigjährigen Bestehens der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft gibt der Band einen Überblick über die kritische Auseinandersetzung mit dem Schaffen Hirschfelds, wie sie von 1983 bis heute stattgefunden hat. Die Textsammlung soll Material für ein Zwischenresümee liefern und Ausgangspunkte für weitere Diskussionen bieten. Texte von J. Edgar Bauer, Sophinette Becker, Martin Dannecker, Ralf Dose, Günter Grau, Rainer Herrn, Manfred Herzer, Hans-Günter Klein, Gesa Lindemann, Andreas Pretzel, Andreas Seeck, Gunter Schmidt, Volkmar Sigusch.

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