Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Magnus Hirschfeld – Rezeption in Norwegen

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In einem Artikel für den Internetauftritt des Queeren Archivs (Skeivt Arkiv) im norwegischen Bergen hat sich Stian Hårstad, Professor für nordische Sprachwissenschaft an der Universität in Trondheim (NTNU), mit Magnus Hirschfeld beschäftigt. Hårstad folgt den Spuren, die Hirschfeld in norwegischen Tageszeitungen und Zeitschriften in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts hinterlassen hat (Anlass der Erstnennung 1903 waren Artikel über Alma de Paradeda, die „männliche Braut“ aus Breslau/Wrocław), und kommt zu dem Schluss, dass Hirschfelds Name damals vielen norwegischen Lesern ein Begriff war.

Insbesondere nach Hirschfelds Tod 1935 spiegeln die norwegischen Artikel die stark polarisierten Darstellungen aus der deutschen Presse wider. Für die einen war Hirschfeld ein tapferer Vorkämpfer für Sexualreformen und Bürgerrechte, für andere verkörperte er als Jude, „Bolschewist“ und Homosexueller destruktive Gesellschaftskräfte. Von besonderem Interesse ist, dass Hirschfeld in Norwegen vielfältig als Kommunist wahrgenommen wurde. Sein Lebenswerk wurde vor allem in den Publikationsorganen der norwegischen Arbeiterpresse positiv hervorgehoben. Hier wurde sein Name oft in den „Frauenbeilagen“ der Zeitungen genannt – und in Zusammenhang mit den seinerzeit in der Sowjetunion geplanten Sexualreformen.

Leider ist der Artikel Stian Hårstads nur auf Norwegisch zugänglich. Er zeigt, welches Potential in der Digitalisierung historischer Druckschriften liegt. Ähnliche „Länderstudien“ in Hinblick auf die Rezeption Magnus Hirschfelds wären ein Gewinn für die internationale Forschung.