Dinge und Sexualitäten. Körperpraktiken im 20. und 21. Jahrhundert
Dinge und Sexualitäten sind insbesondere im Zwanzigsten und Einundzwanzigsten Jahrhundert untrennbar miteinander verbunden – angefangen bei der Verhütung von Krankheiten und Schwangerschaften über die Ermöglichung sexueller Interaktionen bis hin zur Stimulation. Doch welche konkreten Praktiken verbinden sich mit dem Gebrauch dieser Dinge, für welche Funktionen sind sie vorgesehen, und inwiefern werden sie von ihren Nutzer:innen letztlich doch eigensinnig angeeignet?
Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden verfügt über einen bedeutenden Bestand an Alltagsobjekten, die mit Sexualität assoziiert werden können. Dieser wurde neu erschlossen, beforscht und erweitert und wird hier in Form eines Katalogs vorgestellt.
Bestandsübersichten verdeutlichen die Vielfalt der mit Sexualität verbundenen Dinge in der Sammlung und legen dabei den Fokus auf Körperpraktiken und Gebrauchsweisen. Auf Interviews basierende Geschichten erzählen von den individuellen Beziehungen zwischen Menschen und Objekten. Und analysierende Beiträge zu Kondomen und Verhütungspillen mit ihren Beipackzetteln, zu Scheidenspülapparaten, Vibrationsmassagegeräten sowie Penisringen belegen darüber hinaus, welche Bedeutung Objekten in der Geschichte der Sexualitäten zukommt und dass der materiellen Kultur und nicht zuletzt den Museumsobjekten ein enormes Forschungspotenzial innewohnt.
Die sexualwissenschaftlichen Forschungen Magnus Hirschfelds, seine Positionen und Bestrebungen zu einer umfassenden Sexualaufklärung und ganz konkret sein gemeinsam mit Richard Linsert publiziertes Werk Liebesmittel (1930) waren für das Projekt des Deutschen Hygiene-Museums wichtig. Das vorliegende Buch ist deshalb auch als Beitrag gegen das Vergessen der Forschungs- und Sammlungstätigkeit Hirschfelds gedacht – und ein weiterer wichtiger Schritt für eine Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Museums.