Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Der Mordanschlag auf Magnus Hirschfeld am 4. Oktober 1920

Das Buch zum Online-Vortrag von Albert Knoll, Ralf Dose und Erwin In het Panhuis ist erschienen

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Nach der Beendigung eines Vortrags in der Münchner Tonhalle wurde Magnus Hirschfeld am 4. Oktober 1920 von rechtsradikalen Angreifern niedergeschlagen. Hirschfeld (1868–1935) gründete 1897 das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee und damit die weltweit erste Interessenvertretung homosexueller Männer und Frauen. Der jüdische, sozialdemokratische und homosexuelle Arzt und Sexualwissenschaftler aus Berlin war das Feindbild einer nationalistischen und demokratiefeindlichen Bewegung, die auch vor Mord nicht zurückschreckte und deren politischer Repräsentant Ministerpräsident Gustav von Kahr war. Die Täter des Mordanschlags auf Hirschfeld wurden nie ausfindig gemacht, stattdessen wurde gegen das Opfer wegen groben Unfugs und eines unzüchtigen Vortrags ermittelt. Hirschfeld überlebte den Angriff und erinnerte sich während seiner Genesung im Krankenhaus an eine Zeit, als „man in dieser Stadt noch nicht mit (…) Gummiknüppeln und (…) Schießprügeln“ herumlief. Hirschfeld, der in München studiert hatte, ließ sich nicht entmutigen und setzte seine Vortragstätigkeit unbeirrt fort.

Der Mordanschlag war einer der Wegmarken der Entwicklung Münchens zur „Ordnungszelle“ Deutschlands und wurde auch in der ausländischen kritischen Presse als Vorzeichen eines Pogroms wahrgenommen. An seinen 100. Jahrestag und an Magnus Hirschfeld erinnern in drei Kurzvorträgen Albert Knoll (KZ-Gedenkstätte Dachau), Ralf Dose (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V.) und der Historiker Erwin In het Panhuis. Moderation: Angela Hermann (NS-Dokumentationszentrum München)

Münchener Post vom 7.10.1920vergrößern