Herman Bang und seine „Fasaneninsel“
Ein Däne in Berlin
Eine Ausstellung in der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg, Haus am Barbarossaplatz. Eine Kooperation der Kgl. Dänischen Botschaft und der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V.
Zur Eröffnung laden wir am 31. Mai 2024 zu einem literarischen Spaziergang und zur Vernissage ein. Treffpunkt um 16:00 Uhr vor der Gedenktafel Herman Bangs in der Fasanenstraße 58. Literarischer Spaziergang zum Barbarossaplatz zur Vernissage um 17:00 Uhr. Eindrücke aus dem Werk und Leben von Herman Bang bieten dabei Raimund Wolfert (Ausstellungskurator), Hanna Rinderle (Nordeuropa-Institut, HU Berlin) und die Kulturabteilung der Kgl. Dänischen Botschaft.
Anmeldung zur Eröffnung bitte per kurzer Mail an Birgitte Tovborg Jensen: bitoje@um.dk
„Der dänische Schriftsteller und Journalist Herman Bang (1857–1912) wurde zu seinen Lebzeiten als Künstler bewundert, als Homosexueller aber sah er sich wiederholt öffentlichen Angriffen ausgesetzt. Von Berlin fasziniert, suchte er hier vorübergehend Zuflucht und fand seine ‚Fasaneninsel‘.“ Wer an dem graublauen Mietshaus in der Fasanenstraße 58 vorbeispaziert, wird an dessen Fassade eine Tafel mit diesem Text entdecken. Enthüllt wurde die Gedenktafel für Herman Bang von der dänischen Königin Margrethe II während ihres Staatsbesuchs 2021.
Längst nicht alle Berliner:innen kennen den Wegbereiter des literarischen Impressionismus und gefeierten Feuilletonjournalisten. Anlass also, damals wie heute, etwas mehr über Herman Bang und sein besonderes Verhältnis zu Berlin zu erzählen. Auf im Stile der Jahrhundertwende gestalteten Litfaßsäulen lässt sich mehr über die Bedeutung des Autors, über sein Leben und seine Zeit in Berlin erfahren.
Herman Bang war einer der bedeutendsten Schriftsteller und Journalisten seines Heimatlands, und noch heute gehören seine Bücher zum Literaturkanon Dänemarks. Seit 1878 war Bang journalistisch tätig und schrieb Kolumnen für bürgerliche Zeitungen, in denen er etwa Ereignisse des aktuellen Zeitgeschehens, der Kunst und der Kultur kommentierte. Dabei wandte er sich oft gezielt an eine weibliche Leserinnenschaft und begann seine Texte mit der Einleitung „Kære Frue“ (Liebe Dame), was ihm Häme und Spott einbrachte. Für seine kontroversen Haltungen und sein exzentrisches Auftreten wurde er vielfach angefeindet und als „Fräulein Hermine Bang“ karikiert. Aufgrund anhaltender homofeindlicher Angriffe in der Öffentlichkeit und der polizeilichen Verfolgung schwuler Männer im Rahmen der „Großen Sittlichkeitsaffäre“, einem dänischen Pendant zur deutschen „Eulenburg-Affäre“, verließ Bang Kopenhagen im Sommer 1907. In einem Brief an einen Freund beschrieb er sein Leben als „andauernden Kampf gegen Verleumdung und Verachtung“. Er suchte und fand Schutz in Berlin, wo er sich in einer Hinterhofwohnung in der Fasanenstraße (heute Charlottenburg-Wilmersdorf) häuslich einrichtete und recht zurückgezogen lebte, aber weiterhin schriftstellerisch tätig blieb. Herman Bang starb 1912 im Alter von 54 Jahren während einer Vortragsreise durch die USA.