Institut für Sexualwissenschaft (1919-1933)eine Online-Ausstellung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Besucher und Bewohner

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Francis Turville-Petre

1901-1941 – Anthropologe, Archäologe

Turville-Petre entstammt dem katholischen Landadel Englands;
1920-25 studierte er Archäologie und Anthropologie in Oxford und Jerusalem. 1925 findet er bei Höhlenausgrabungen oberhalb des Sees Genezareth Schädel, die ihn in der Fachwelt berühmt machen.

1928 zieht Turville-Petre nach Berlin und bewohnt ein Zimmer im Institut, wo er auch Vorträge hält. Er engagiert sich im WhK und nimmt teil am Kopenhagener Kongress der Weltliga für Sexualreform.

Sein offen homosexuelles Auftreten im liberalen Berlin beeindruckt die jungen englischen Literaten Christopher Isherwood und Wystan Auden. Francis ist ihr kundiger Führer durch die Stricherkneipen der Subkultur rund um das Hallesche Tor.

Francis verließ Berlin 1931 und ging nach Griechenland, er starb in Ägypten.

CD
Aufnahme von Christopher Isherwood (re.) und Wystan Hugh Auden (1938) (Foto von Howard Coster. By courtesy of the National Portrait Gallery, London)

Christopher Isherwood

1904-1986 – Schriftsteller

Isherwood, der aus England stammt, kommt durch seinen Bekannten Francis Turville-Petre 1929 mit dem Institut in Kontakt. Beide bewohnen dort Zimmer zur Untermiete bei Hirschfelds Schwester Recha Tobias.
Offenbar macht Hirschfeld kaum einen Unterschied zwischen Besuchern und Bewohnern seines Instituts. Über dessen “Patientenblick” berichtet Isherwood in seinem Buch “Christopher und die Seinen”:
Wie der junge Mann mit den Frauenbrüsten und jeder andere, der die Sphären des Instituts betrat, wurde auch Christopher automatisch zu einem Ausstellungsexemplar und damit Gegenstand von Hirschfelds Diagnose. Karl berichtete ihm…, daß Hirschfeld ihn als ‘infantil’ klassifiziert habe. Christopher fand gegen dieses Attribut nichts einzuwenden; er übersetzte es mit ‘jungenhaft”.

Isherwood lebt seit 1928 in Berlin mit seinen Freunden Francis Turville-Petre und Wystan Hugh Auden, bis er Deutschland 1933 verlässt.

1946 wird er amerikanischer Staatsbürger und arbeitet als Literaturprofessor, Er ist Autor mehrerer Romane; liefert die literarische Vorlage für das Musical “Cabaret” mit seinem Buch “Goodbye to Berlin”;

1986 stirbt er in Santa Monica (Kalifornien).

CD
Til Brugman mit ihrer Freundin Hanna Höch, um 1930 (Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst Photographie und Architektur, © VG Bild-Kunst, Bonn 2002)

Til Brugman

1888-1958 – Künstlerin, Dolmetscherin

1926 lernt die Schriftstellerin, die für ihre dadaistischen Gedichte bekannt war, die Dada-Künstlerin und Tänzerin Hanna Höch (1889-1978) kennen, mit der sie anfangs in Den Haag, 1929-36 in Berlin als Paar zusammenlebt.

Ins Institut kommt sie im August 1931, um sich das “pathologische Museum” eines “Professor Hirschmann oder so” anzuschauen, wie sie ihrer Freundin Hanna Höch mitteilt. Deutlicher in Erinnerung als der Name und Begründer des Instituts bleibt ihr das Erlebnis der ausgestellten Sammlungen: Sie schreibt eine Groteske mit dem Titel “Warenhaus der Liebe”, die mit einer bedrohlichen Vision schließt, die das Ende des Instituts vorwegzunehmen scheint.

CD
Porträt Willi Münzenberg (Agentur für Bild- und Zeitgeschichte Berlin)

Willi Münzenberg

1889-1940 – KPD-Funktionär, Unternehmer

Er schloß sich 1919 der KPD an und wurde 1924 Mitglied des ZK. Für die Partei war er einflussreicher Eigentümer und Herausgeber mehrerer Zeitungen und Zeitschriften, in denen auch Institutsmitarbeiter Artikel schrieben (siehe Aufklärungsarbeit.
Münzenberg wohnt nach einem Angebot von Hirschfeld ab 1926 mit seiner Frau Babette Groß im Institut. Seine Wohnung wird zum illegalen Treffpunkt der Komintern (Kommunistische Internationale).
1933 flieht er nach Frankreich, dort starb er 1940; die Umstände seines Todes sind immer noch ungeklärt.

Besucher und Bewohner
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

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Francis Turville-Petre

1901-1941 – Anthropologe, Archäologe

Turville-Petre entstammt dem katholischen Landadel Englands;
1920-25 studierte er Archäologie und Anthropologie in Oxford und Jerusalem. 1925 findet er bei Höhlenausgrabungen oberhalb des Sees Genezareth Schädel, die ihn in der Fachwelt berühmt machen.

1928 zieht Turville-Petre nach Berlin und bewohnt ein Zimmer im Institut, wo er auch Vorträge hält. Er engagiert sich im WhK und nimmt teil am Kopenhagener Kongress der Weltliga für Sexualreform.

Sein offen homosexuelles Auftreten im liberalen Berlin beeindruckt die jungen englischen Literaten Christopher Isherwood und Wystan Auden. Francis ist ihr kundiger Führer durch die Stricherkneipen der Subkultur rund um das Hallesche Tor.

Francis verließ Berlin 1931 und ging nach Griechenland, er starb in Ägypten.

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Aufnahme von Christopher Isherwood (re.) und Wystan Hugh Auden (1938) (Foto von Howard Coster. By courtesy of the National Portrait Gallery, London)

Christopher Isherwood

1904-1986 – Schriftsteller

Isherwood, der aus England stammt, kommt durch seinen Bekannten Francis Turville-Petre 1929 mit dem Institut in Kontakt. Beide bewohnen dort Zimmer zur Untermiete bei Hirschfelds Schwester Recha Tobias.
Offenbar macht Hirschfeld kaum einen Unterschied zwischen Besuchern und Bewohnern seines Instituts. Über dessen “Patientenblick” berichtet Isherwood in seinem Buch “Christopher und die Seinen”:
Wie der junge Mann mit den Frauenbrüsten und jeder andere, der die Sphären des Instituts betrat, wurde auch Christopher automatisch zu einem Ausstellungsexemplar und damit Gegenstand von Hirschfelds Diagnose. Karl berichtete ihm…, daß Hirschfeld ihn als ‘infantil’ klassifiziert habe. Christopher fand gegen dieses Attribut nichts einzuwenden; er übersetzte es mit ‘jungenhaft”.

Isherwood lebt seit 1928 in Berlin mit seinen Freunden Francis Turville-Petre und Wystan Hugh Auden, bis er Deutschland 1933 verlässt.

1946 wird er amerikanischer Staatsbürger und arbeitet als Literaturprofessor, Er ist Autor mehrerer Romane; liefert die literarische Vorlage für das Musical “Cabaret” mit seinem Buch “Goodbye to Berlin”;

1986 stirbt er in Santa Monica (Kalifornien).

CD
Til Brugman mit ihrer Freundin Hanna Höch, um 1930 (Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst Photographie und Architektur, © VG Bild-Kunst, Bonn 2002)

Til Brugman

1888-1958 – Künstlerin, Dolmetscherin

1926 lernt die Schriftstellerin, die für ihre dadaistischen Gedichte bekannt war, die Dada-Künstlerin und Tänzerin Hanna Höch (1889-1978) kennen, mit der sie anfangs in Den Haag, 1929-36 in Berlin als Paar zusammenlebt.

Ins Institut kommt sie im August 1931, um sich das “pathologische Museum” eines “Professor Hirschmann oder so” anzuschauen, wie sie ihrer Freundin Hanna Höch mitteilt. Deutlicher in Erinnerung als der Name und Begründer des Instituts bleibt ihr das Erlebnis der ausgestellten Sammlungen: Sie schreibt eine Groteske mit dem Titel “Warenhaus der Liebe”, die mit einer bedrohlichen Vision schließt, die das Ende des Instituts vorwegzunehmen scheint.

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Porträt Willi Münzenberg (Agentur für Bild- und Zeitgeschichte Berlin)

Willi Münzenberg

1889-1940 – KPD-Funktionär, Unternehmer

Er schloß sich 1919 der KPD an und wurde 1924 Mitglied des ZK. Für die Partei war er einflussreicher Eigentümer und Herausgeber mehrerer Zeitungen und Zeitschriften, in denen auch Institutsmitarbeiter Artikel schrieben (siehe Aufklärungsarbeit.
Münzenberg wohnt nach einem Angebot von Hirschfeld ab 1926 mit seiner Frau Babette Groß im Institut. Seine Wohnung wird zum illegalen Treffpunkt der Komintern (Kommunistische Internationale).
1933 flieht er nach Frankreich, dort starb er 1940; die Umstände seines Todes sind immer noch ungeklärt.